Das Annuitätsdarlehen und Sonderformen
Bei einem Annuitätsdarlehen oder Annuitätendarlehen handelt es sich um die häufigste Form des in Deutschland vergebenen Kredits. Gekennzeichnet ist dieses durch eine jährlich gleichbleibende Summe der Rückzahlungen, welche in einen Tilgungsanteil und in einen Zinsanteil aufgeteilt werden können. Dabei steigt während der Laufzeit der Tilgungsanteil beständig an, während der Zinsanteil zurückgeht. Mögliche Alternativen zu einem Annuitätsdarlehen sind das Tilgungsdarlehen sowie der endfällige Kredit.
Bei einem Tilgungsdarlehen wird ein jährlich gleichbleibender Betrag getilgt, auf Grund der stetig abnehmenden Kreditsumme verringert sich der zu zahlende Zinsbetrag und infolgedessen die Höhe der Rückzahlung. Ein endfälliges Darlehen wird hingegen erst am Ende der Laufzeit in einer einzigen Summe getilgt, während zwischenzeitlich ausschließlich die anfallenden Zinsen zu bezahlen sind. Die Rückzahlung erfolgt bei einem Annuitätsdarlehen in der Regel nicht in einer jährlichen Rate, sondern wird in monatlichen Teilzahlungen abgewickelt. Selten wird eine vierteljährliche Zahlungsweise vereinbart. Die Grundthese, dass die Höhe der Rückzahlungen sich nicht verändern, beruht auf der Annahme eines festen Zinssatzes für die gesamte Laufzeit des Annuitätendarlehens. Ein solcher ist bei einem gewöhnlichen Ratenkredit üblich und wird im Rahmen der Immobilienfinanzierung für eine bestimmte Zeit festgelegt. Die Teilzahlung beim Versandhandel stellt ebenfalls ein Annuitätsdarlehen dar und kann direkt über den Händler oder indirekt über eine Bank abgewickelt werden. Bei kleineren Kreditsummen verzichtet die Bank bei ausreichender Bonität des Kreditnehmers in der Regel auf die Hinterlegung weiterer Sicherheiten. Weiterhin üblich ist jedoch die Aufbewahrung des Kraftfahrzeugscheines durch die Bank im Falle der Fahrzeugfinanzierung. Bei einer Immobilienfinanzierung verlangt der Kreditgeber in der Regel die Eintragung einer Grundschuld in das Grundbuch und erlangt auf diese Weise eine zusätzliche Sicherheit, da er bei Zahlungsunfähigkeit des Kreditnehmers die Immobilie verwerten kann.
Ein Annuitätsdarlehen wird grundsätzlich in der Landeswährung vergeben und auch in dieser zurückgezahlt. Die Vereinbarung einer anderen Währung ist jedoch möglich und wird von wenigen Banken ausdrücklich als Alternative beworben. In diesem Fall beziehen sich die jährlich gleichbleibenden Rückzahlungen auf einen Fremdwährungsbetrag. Je nach Veränderung des Wechselkurses führt die Kreditabwicklung in einer ausländischen Währung zu einer Verteuerung oder zu einer Verbilligung des vereinbarten Darlehens, wenn die gezahlten Beträge in den Euro zurückgerechnet werden. Sofern der Kreditnehmer auf Grund seiner beruflichen Tätigkeit ohnehin Einnahmen in Dollar, Schweizer Franken oder einer anderen Fremdwährung erzielt, ist die Darlehensvereinbarung in der entsprechenden Währung sinnvoll. In allen anderen Fällen enthält sie jedoch ein stark spekulatives Element und sollte nur gewählt werden, wenn der Kreditnehmer sich einer für ihn positiven Wechselkursentwicklung nahezu sicher ist. In jedem Fall ist es ratsam, vor dem Vertragsabschluss bei unterschiedlichen Banken Angebote für ein Annuitätsdarlehen einzuholen und beim Vergleich neben dem effektiven Zinssatz auch die Zulässigkeit von Abweichungen gegenüber dem eigentlichen Rückzahlungsplan zu berücksichtigen. Für den Kunden vorteilhaft sind Kreditverträge, welche sowohl das Recht zu Sondertilgungen als auch die gebührenfreie Möglichkeit einer Ratenaussetzung vorsehen.