Leitzinsen als Vergleichsbasis für Anlagezinsen
Anleger haben es seit einigen Jahren wirklich nicht einfach in Deutschland, zumindest wenn sie sich für eine sichere Geldanlage entscheiden möchten. Als sehr sichere Geldanlage kommen neben den Bundeswertpapieren nämlich vorrangig das Sparkonto, das Tagesgeldkonto oder das Festgeld infrage. Diese Produkte sind zwar sehr sicher, haben auf der anderen Seite aber den Nachteil, dass sie mit einer vergleichsweise geringen Rendite ausgestattet sind.
Die Zinsen sind in diesem Bereich schon seit vielen Monaten auf einem sinkenden Niveau, denn grundsätzlich zeichnet sich der Kapitalmarkt schon seit geraumer Zeit dadurch aus, dass die Anlagezinsen auf einem Tiefststand sind. Während manche Anleger diese Tatsache kommentarlos hinnehmen, gibt es andererseits durchaus auch nicht wenige Verbraucher, die gerne wissen möchten, warum sich die Anlagezinsen derzeit auf einem so niedrigen Level befinden. Um diese Frage beantworten zu können, muss Hintergrundwissen vorhanden sein. Denn es wäre zu einfach, die Frage schlichtweg so zu beantworten, dass die Banken seit vielen Monaten ihre Anlagezinsen senken. Zwar ist diese Aussage zutreffend, aber natürlich senken die Banken ihre Anlagezinsen nicht aus Spaß, sondern es gibt einen guten Grund dafür. Der wesentliche Grund dafür ist, dass die Europäische Zentralbank ebenfalls schon seit vielen Monaten die Leitzinsen senkt bzw. in den vergangenen zwei Jahren mehrmals gesenkt hat. Die Leitzinsen wiederum sind im Prinzip die Basis für die Anlagezinsen, auch wenn keine direkte Kopplung zwischen Leitzinssatz und Anlagezinsen vorhanden ist. Dennoch orientieren sich die meisten Banken an den Leitzinsen, wenn es darum geht, die eigenen Anlagezinsen festzulegen.
Daraus resultiert, dass sinkende Leitzinsen nahezu immer ebenfalls sinkende Anlagezinsen zur Folge haben. Umgekehrt wäre es allerdings genauso, denn würde die Europäische Zentralbank die Leitzinsen wieder einmal anheben, so könnten sich die Anleger voraussichtlich auf steigende Tagesgeld- und Festgeldzinsen freuen. Wer nun weiß, warum die Anlagezinsen fallen oder steigen, der wird sich in einem zweiten Schritt vielleicht fragen, warum die Europäische Zentralbank die Leitzinsen in der jüngeren Vergangenheit mehrmals gesenkt hat. Denn auch die EZB nimmt eine solche Leitzinssenkung nicht ohne Grund vor, sondern möchte damit die Wirtschaft ankurbeln. Die schwache wirtschaftliche Entwicklung ist also im Prinzip der eigentliche Auslöser dafür, dass die Kapitalmarktzinsen bzw. Anlagezinsen schon seit über 20 Monaten fallen. Es ist hier also eine Kette vorhanden, die bei der schwachen Wirtschaftsentwicklung beginnt und bei den niedrigen Anlagezinsen endet. Die Leitzinsen sind demnach nur eine Regulierungsmöglichkeit seitens der Europäischen Zentralbank, die zumindest in der Theorie dazu führen soll, dass die Wirtschaft angekurbelt wird. Da dies aber seit vielen Monaten nicht wirklich funktioniert, kam es in der Vergangenheit immer wieder zu weiteren Leitzinssenkungen.