Renditen und Risiken bei Aktienzertifikaten
Obgleich sie dem privaten Anleger erst seit dem Ende des letzten Jahrhunderts angeboten werden, gehören Aktienzertifikate zu den beliebtesten Formen der Geldanlage. Ein solches Zertifikat ist immer auf eine konkrete Aktie bezogen und wird dem Kunden zu einem unterhalb des Wertes am Kauf-Tag gelegenen Preis verkauft. Da der entsprechende Abzug als Discount bezeichnet wird, lautet die vollständige Bezeichnung der Anlageform Aktien-Discountzertifikat.
Zugleich wird ein Höchstbetrag angegeben, bis zu welchem der Kunde an einer Wertsteigerung der Aktie beteiligt wird. Sollte dieser Wert überschritten werden, erhält der Anleger am Laufzeitende dennoch nur diesen Betrag ausgezahlt, der Fachbegriff für diesen lautet Cap. Die Rückzahlung des Zertifikats in Form der Aktie ist möglich, wenn ihr Wert mindestens dem Cap entspricht; in der Realität erfolgt jedoch die Rückgabe des Aktienzertifikats fast immer gegen Bargeld. Der Anleger erzielt mit dem Aktienzertifikat einen Gewinn, wenn der Kurs der gewählten Aktie am Fälligkeitstag gegenüber dem tatsächlich gezahlten Preis gestiegen ist. Da er einen um den Discount verminderten Betrag gezahlt hat, gewinnt er faktisch auch bei einem leichten Kursverlust. Er verliert, wenn die gewählte Aktie unter den gezahlten Discountbetrag gesunken ist. Da er beim Erwerb nicht den vollen Preis bezahlt hatte, fällt sein Verlust gegenüber einer direkten Anlage in die entsprechende Aktie geringer aus. Auf der anderen Seite besteht bei einer Direktanlage in einen Börsenweg jedoch keine Pflicht, diesen zu einem bestimmten Datum zu verkaufen, so dass der Direktanleger auf eine Kurserholung hoffen kann.
Wenn der Kurs der Aktie deutlich steigt, erhält der Anleger zwar einen Gewinn, dieser fällt jedoch gegenüber der Direktanlage relativ gering aus. Das trifft immer dann zu, wenn der tatsächliche Kurswert am Fälligkeitstag den Cap um einen Betrag übersteigt, welcher größer als der beim Kauf gewährte Discount ist. Es existiert der Begriff eines fairen Preises für Aktienzertifikate, bei welchem Chancen und Risiken zwischen dem Anleger und der Bank gleichmäßig verteilt werden sollen. Die Festlegung des entsprechenden Wertes beinhaltet jedoch eine Prognose über die zu erwartende Kursschwankung der bezogenen Aktien. Nicht unberücksichtigt bleiben darf auch, dass der Inhaber eines Aktienzertifikates keinen Anspruch auf die Auszahlung der während der Laufzeit anfallenden Dividenden hat. Letztendlich reduzieren Aktienzertifikate die Gewinnchancen einer Aktienanleihe deutlich stärker als deren Verlustrisiken. Hinzu kommt, dass ein Totalverlust sowohl bei einer Insolvenz der Aktiengesellschaft als auch einer Pleite der das Aktienzertifikat emittierenden Bank möglich ist, da die Zertifikate nicht durch gesetzliche und freiwillige Einlagensicherungsfonds geschützt werden. In Einzelfällen haben private Anleger keinen Zugriff auf empfehlenswerte ausländische Aktien, somit erweisen sich Aktienzertifikate für deren Erwerb als sinnvoll.